Ein paar Wochen hatten wir nach dem M2 Zeit zur Erholung, bis das PJ schon vor der Tür stand. Ich hatte mich entschieden, gleich mit meinem Wahltertial, und zwar der Psychiatrie, zu starten. Da meine Uni dafür berüchtigt ist, die offiziellen Ergebnisse des zweiten Examens sehr spät per Post loszuschicken, war alles ein bisschen knapp so kurz vor dem Start ins PJ.
Vorbereitungen
Groß vorbereiten musste ich an sich nichts. Den PJ-Platz hatte ich mir schon Monate vorher im PJ-Portal gesichert. Lediglich die PJ-Untersuchung, die immer vor dem PJ an meiner Uniklinik angeboten wird, musste ich vorher machen. Gegebenenfalls muss man fehlende Impfungen nachholen, zumindest die Masernimpfung ist eigentlich immer ein Muss.
Sobald das Examensergebnis angekommen war, sollte ich dieses noch mit ein paar anderen Dokumenten an die Uniklinik schicken, an deren Lehrkrankenhaus mein Tertial bevorstand. Hätte ich das Tertial an meiner eigenen Uniklinik oder an einem ihrer Lehrkrankenhäuser gemacht, wäre dieser Schritt wahrscheinlich auch nicht angefallen.
Ansonsten hatte ich keine speziellen Vorbereitungen getroffen. Mein Stethoskop hatte ich eingepackt, Reflexhammer und Vibrationsgabel habe ich mir für das PJ nicht extra zugelegt. Diese gehören ja in jedem Arztzimmer zur Grundausstattung.
Fachlich habe ich mich nicht extra vorbereitet. Ich finde, nach dem M2 sollte man sich auf jeden Fall ordentlich erholen und nicht wieder ins Amboss oder in Bücher schauen. Außerdem war das Wissen aus dem M2 vor diesem 1. Tertial noch relativ frisch und eine Famulatur hatte ich auch schon mal in der Psychiatrie gemacht.
Empfang und PJ-Einführung
Ein paar Wochen länger frei zu haben wäre sehr angenehm gewesen, trotzdem war ich schon sehr gespannt auf diesen letzten Abschnitt meines Studiums. Am ersten Tag meines PJs kam ich morgens zum angegebenen Treffpunkt in der Klinik.
Obwohl dort die Psychiatrie ein eigenes separates Krankenhaus hat, ist die PJ-Organisation an die Hauptklinik gebunden. Somit sollte ich am Einführungstag auch in das normale Krankenhaus kommen und traf dort die PJler sämtlicher Fachrichtungen. Da es nur einen PJ-Platz in der Psychiatrie gab, war es sehr angenehm sich mit ein paar Studienkollegen austauschen zu können.
Nach ein bisschen Smalltalk mit den Studenten, die auch schon da waren, holte uns die PJ-Koordinatorin ab und los ging es in einem Vortragsraum. Dort erhielten wir alle wichtigen Infos, Unterlagen inkl. Logbücher und eine Einführung in die Basics der Hygiene von einem Arzt, was für die Auffrischung des eigenen Wissens ganz nützlich war.
Damit war die Einführung soweit fertig, und alle Studenten (außer mir, da Psychiatrie) erhielten ihre Kasaks. Dann ging es schon zum Mittagessen (kostenlos!) in die Kantine, wo wir die PJler aus dem vorherigen Turnus antrafen.
In der Psychiatrie
Die PJlerin aus dem anderen Turnus in der Psychiatrie, die schon seit ein paar Monaten da war, nahm mich danach mit rüber ins Krankenhaus der Psychiatrie. Leider wusste noch niemand, auf welcher Station ich starten sollte, daher ging ich erstmal mit ihr auf die Suchtstation mit.
Ich wurde dort herzlich von der Stationsärztin empfangen und bekam gleich eine ganze Hausführung von ihr und der PJlerin. Die Psychiatrie ist in einem großen modernen Gebäude untergebracht. Das ganze Gebäude ist sehr geräumig und hell und machte gleich einen guten Eindruck. Eine eigene Sporthalle für die Patienten, mehrere Musikräume mit einer breiten Palette an Instrumenten, ein Kunstraum, ein Werkraum und sogar ein Keramikofen waren vorhanden. Wahrscheinlich auch noch mehr, wir gingen natürlich nicht in alle Räume. Auf jeden Fall ein starker Kontrast zu einem normalen (nicht-psychiatrischen) Krankenhaus.
Das Einzige, was am ersten Tag nicht ganz reibungslos ablief, war, dass in der Verwaltung der Psychiatrie niemand Bescheid wusste, dass ich käme. Da bei der PJlerin vor mir das nicht so gewesen war, denke ich, dass es einfach am späten Einschicken meiner Examensergebnisse von meiner Uni lag.
Somit lief ich den restlichen Tag mit der PJlerin mit und war schon gespannt auf den kommenden Tag, an dem die Oberärzte bei der Frühbesprechung meine erste Station entscheiden sollten.
Natürlich ist es immer komisch, wenn alles neu ist und man niemanden kennt, wie eben an diesem ersten Tag. Trotzdem fiel mir gleich die familiäre Atmosphäre auf und der nette Umgang der Kollegen sämtlicher Fachrichtungen miteinander.
Seminar
Später am Nachmittag fand auch schon das erste PJ-Seminar in der Hauptklinik statt. Das gleich am ersten Tag war etwas unerwartet, aber ich freute mich, dass überhaupt Vorträge verschiedener Fachrichtungen für uns PJler angeboten wurden. Auch nicht selbstverständlich.
Schön daran ist auch, dass man die anderen Studenten öfter sieht als nur beim Mittagessen. Die Seminare sollten etwa zweimal wöchentlich (manchmal auch mehr) stattfinden und die meisten Fächer abdecken. Zur Wiederholung und als Vorbereitung auf die kommenden Tertiale in der Inneren und in der Chirurgie fand ich schon mal auch sehr gut, dass Seminare angeboten wurden.
Abendessen
Und der erste Tag war noch nicht vorbei. Abends wurden wir von der Klinik auch noch zum Essen eingeladen! In einem guten und sehr zentral gelegenen Restaurant trafen wir uns, also alle PJler (circa. 23) und die PJ-Beauftragte, später nach Feierabend. Es war eine tolle Möglichkeit, nochmal im lockeren Umfeld mit den Mitstreitern zu reden und sich besser kennen zu lernen, da man doch die nächsten Monate zusammen verbringen würde.
Fazit
Insgesamt lief der erste Tag sehr angenehm ab. Auch wenn mir in der Psychiatrie noch keiner sagen konnte, auf welche Station ich käme, wurde ich sowohl bei der Einführung als in der psychiatrischen Klinik wärmstens empfangen. Ich fühlte mich als PJler respektiert und war schon sehr gespannt auf meinen ersten „richtigen“ Arbeitstag. Und vor allem stellte ich mir die Frage. Wird mich das Tertial zur Karriere in der Psychiatrie überzeugen?